Das Studienkonzept

Grafik zum Dualen Studium

Die Mühlenwirtschaft, Futtermittelwirtschaft und der müllereibezogene Anlagenbau haben in den letzten Jahren einen Anpassungsprozess durch die veränderten Bedingungen auf den nationalen und internationalen Märkten durchgemacht.

Die Mühlenbetriebe (Mehl und Futtermittel), besonders im norddeutschen Raum haben einen Konzentrationsprozess zu größeren Einheiten hinter sich. Im süddeutschen Raum gibt es noch eine stabilere kleinteiligere Mühlenstruktur. Der müllereibezogene Anlagenbau ist auf dem Weltmarkt erfolgreich tätig, wobei die Betriebe auch in anderen Branchen der Zerkleinerungs-, Trenn- und Fördertechnik tätig sind, auch über den Food- und Feedbereich hinaus. Insgesamt ist in dieser Industrie trotz der Bankenkrise auch in den nächsten Jahren mit einer stabilen Wertschöpfungskette zu rechnen.

Technologisch ist ein starker Wandel durch Rationalisierung und Automatisierung in der Mühlenwirtschaft eingetreten. Außerdem ist die Mehl- und Futtermüllerei häufig nicht mehr das einzige Geschäftsfeld. Neben der vertikalen Diversifizierung gewinnt auch die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und die Wertstoffgewinnung von Recycelprodukten immer größere Bedeutung. Insgesamt ist heute von einer Feststoffverfahrenstechnologie, als Wirtschaftsfeld zu sprechen.

Der müllereibezogene Anlagenbau, mit regionalen Firmen wie z.B. Bühler, Braunschweig, Amandus Kahl, Reinbek und Schmidt-Seegers, Beilngries, sowie zahlreiche mittelständische Betriebe des Maschinen- und Anlagenbaus stehen für diesen Wandel.

Konsequenzen in der beruflichen Qualifizierung

Die Mühlenbetriebe brauchen und suchen dringend auf der Produktionsebene gut ausgebildete Müller. Ausbildungsstandorte in der Berufschule sind in Norddeutschland Wittingen und in Süddeutschland Stuttgart. Das veränderte Berufsbild des Müllers / Verfahrenstechnologen für die Getreide- und Futtermittelwirtschaft setzt faktisch einen guten Realschulabschluss voraus. Die Übernahmequote nach der Ausbildung ist fast 100%. Insgesamt ist dieses ein attraktiver und stabiler Arbeitsmarkt.

Die Führungskräfte, Produktionsleiter für die Mühlenbetriebe und Projektleiter für den müllereibezogenen Anlagenbau, rekrutierten sich in der Vergangenheit fast ausschließlich aus dieser Facharbeiterebene nach einer erfolgreichen Weiterbildung an der DMSB. Da es keine speziellen Fachbereiche an den Fachhochschulen in Deutschland für diese Ausbildung gibt, hat historisch die Deutsche Müllerschule Braunschweig, als einzige Fachschule mit diesem Profil in der Bundesrepublik, diese Aufgabe übernommen. Alle Absolventen dieser Fachschule erhielten in der Vergangenheit einen Arbeitsplatz in mittleren bis hohen Führungspositionen bis hin zur Betriebs-bzw. Produktionsleitung oder als Projektleiter bis zum Gruppenleiter und darüber hinaus. Dieses scheint sich auch in der Zukunft nicht zu ändern.

Die DMSB hat ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, da sie mit dem Ziel, den bundesweiten Fachkräftemangel zu reduzieren, schwerpunktmäßig Techniker entlässt, die eine hervorragende Ausbildung auf dem Gebiet der Feststoffverfahrenstechnik erhalten haben. Historisch bedingt geht es neben dem müllerischen Anlagenbau im engeren Sinne um die Getreidemüllerei und die Futtermittelherstellung. Allerdings werden dort praxisnah Grundoperationen vermittelt, die sich in anverwandten Industrien wiederfinden. Hierzu gehören die Verarbeitung von Biomasse (wie Holz, Stroh, Neben- und Abfallprodukten aus diesen Bereichen), von festen Recyclingprodukten (Kunststoffen, Müll, Altreifen), der über das Müllerische hinaus erweiterten Lebensmittelindustrie sowie der Chemie der Feststoffe.

In all diesen verwandten Industrien werden Feststoffe gelagert, transportiert, gemischt, getrennt, agglomeriert, zerkleinert, getrocknet und gekühlt. Die verfahrenstechnischen Grundoperationen vermittelt die DMSB anwendungsorientiert am Beispiel der Getreide­verarbeitung und der Futtermitteltechnik. Aus Sicht der Verfahrenstechnik ein hervorragender Grundstock, um auch in anderen Branchen Fuß zu fassen. Dies insbesondere, wenn der DMSB-Absolvent - Eignung und Neigung vorausgesetzt - seine Grundfertigkeiten durch eine Zusatzausbildung weiter anwendungsspezifisch ver­breitert, verallgemeinert und theoretisch untermauert.

Konzept des neuen Studienangebotes

Die Deutsche Müllerschule Braunschweig und die sie unterstützende, mitfinanzierende Wirtschaft möchte deshalb mit Hilfe des neuen Studienangebotes diesen langen Ausbildungsweg abkürzen und befindet sich damit in Übereinstimmung mit der allgemeinen bildungspolitischen Tendenz, Schul- und Ausbildungszeiten zugunsten der folgenden Lebensarbeitszeit zu verkürzen.

Dazu soll das Konzept des Dualen Studiums auf die Ebene der Technikerschule übertragen werden. Ähnlich wie dort sollen hierbei zwei Abschlüsse innerhalb eines Bildungsganges erworben werden können:

  • der Gesellen-/Facharbeiterabschluss,
  • der Technikerabschluss
  • und optional der Bachelor of Arts (B.A.) im Bereich Betriebswirtschaft.

Die Anbindung an einen Wirtschaftspartner als Ausbildungsbetrieb bereits zu Beginn dieser Aus- und Weiterbildung hat für beide Seiten Vorteile: Der Kandidat muss sich um seine finanziellen Belange keine großen Sorgen machen, er erhält mit Ausbildungsbeginn Einblick in seine zukünftige Wirkungsstelle und kann seinen persönlichen beruflichen Werdegang planen. Das Unternehmen erkennt die Fähigkeiten und Neigungen des Kandidaten frühzeitig und kann - gemeinsam mit ihm - seine Ausbildung steuern (Vertrieb, Planung, After Sales).